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Avatar von G. Simon

dazu passt ein Kommentar, den ich vor 2 Jahren woanders auf Englisch geschrieben habe:

Immunity against a manipulative use of language...

As long as most people lack what's called “language awareness” (especially concerning the many very manipulative ways in which language can be used) …

…that is how long a manipulative use of language can continue to (almost literally) stick its hands right into most people's brains and easily make good or neutral things seem very bad for them, and make bad or neutral things seem good for them - also via the simple principle of “Pavlov’s dog” concerning automatic associations with certain trigger-words or even trigger-syllables…

People of "influence" have known this in all of human history...

using this knowledge for good or for bad...

Language awareness like that is absolutely necessary for anyone who wants to be able to truly think for themselves - independently - even independent from his or her social circle…

Und jetzt noch meine Erweiterung dazu:

Wie auch Herr Wittgenstein erkannt hat, ist das menschliche Denken (also auch "Philosophie" etc.) zwar nicht nur aber trotzdem sehr stark angewiesen auf das naturgemäß mal mehr mal weniger unperfekte Instrument der Sprache.

Ich hab mal irgendwo das Zitat gelesen: "Der Verstand und der Mund ist die offene Wunde der Sprache..."

Ich arbeite seit mehren Jahrzehnten als Sprachlehrer in der "Erwachsenen Bildung" zunächst 13 Jahre für Englisch und dann 20 Jahre für "Deutsch als Fremdsprache",

und dabei habe ich viel gelernt bezüglich den Stärken und Schwächen von Sprachen (auch Latein in der Schule hat mein Sprachbewusstsein sehr geprägt).

Ich habe die Erfahrung gemacht: wenn man lange Zeit als Sprachlehrer/Trainer im Fremdsprachen Unterricht arbeitet, hat man viel Anlass (und die unmittelbare Herausforderung), sich mit so etwas wie "Sprachphilosophie" auseinanderzusetzen (wahrscheinlich mehr als so mancher theoretischer "Sprachwissenschaftler" an einer Universität...),

Wie ich in meinem ersten Kommentar an dich erwähnt habe, liegt die Bedeutung von Worten und Formulierungen teilweise in deren ursprünglicher Bedeutungsherkunft - aber - auch mindestens so viel auch in dem jeweiligen Zusammenhang, nämlich ähnlich wie bei mehreren "Variablen" in einer "mathematische Gleichung", die letztlich auch eine Art von menschlicher Sprache ist (insofern braucht das Zuhören auch bei einer gemeinsamen Sprache "Übersetzer/Dolmetcher-Fähigkeiten...").

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Fähigkeit eines Menschen, sich sprachlich klar mitzuteilen, immer eine Kombination von - einerseits - naturgemäßer Abhängigkeit von (mehr oder weniger reflektierten) sprachgeschichtlichen und aktuell etablierten "Auswahlmöglichkeiten" - und andererseits - individueller Verantwortung + Freiheit zu einer bewussteren Auswahl von Worten und Formulierungen, soweit es die natürlichen Unperfektheiten und naturgemäß begrenzten Auswahlmöglichkeiten ermöglichen... :-)

Ich denke, Menschen mit einem höher entwickelten sogenannten Sprachbewusstsein wissen, dass sie zwar ihr Maß an "Kontrolle" über ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit erheblich und kontinuierlich verbessern können aber nie völlige, perfekte "Kontrolle" darüber erlangen werden sondern sich nur kontinuierlich in deren Richtung bewegen können...

Und in diesem Sinn denke ich, Menschen mit höherem Sprachbewusstsein sind (bei anspruchsvollen, tiefergründigen Themen) selten 100% zufrieden damit, welche bestmögliche Wortwahl und Formulierungen auch immer sie gerade gewählt haben, eben weil sie sich der naturgemäßen Grenzen und teilweisen "Relativität" der Sprache sehr bewusst sind.

Welche Wortwahl und Formulierungen ich zu tiefgründigeren Themen auch immer gewählt habe, ich wusste immer, es war nur eine "vorläufig" beste Version, wie sie mir gelungen ist, denn aus Erfahrung wusste ich, dass mir später immer wieder aufs Neue eine Vielzahl von besseren alternativen Wortwahlen und Formulierungen "eingefallen..." ist. Die größere Wirklichkeit ist eben viel größer als die Dimension der menschlichen Sprache...

P.S. Ich spiele mehrere Musikinstrumente, und Musik machen, inklusive Improvisieren, ist oft meine bevorzugte "Sprache..." und besonders Bach's Klavier Musik, und dabei besonders seine vielen Fugen vom "Wohltemperierten Klavier" oder von "die Kunst der Fuge"... da ist für mich oft viel mehr Ausdruck, Klarheit, Erkenntnis und Weisheit drinnen als in vielen Büchern und sonstigen sprachlichen Formulierungen...

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Avatar von LIVE WITHOUT LIMITS with Klaus

Danke.

Das reicht.

Weniger ist mehr.

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Avatar von G. Simon

:-) ... ja ich denke grundsätzlich auch so, und deshalb schreibe ich selten, und beim Lesen bevorzuge ich kurzgefasste, kompakte Bücher...

Sprache ist naturgemäß ein Zerschneiden der Wirklichkeit in Fragmente, mit denen sie bzw. der Mensch dann versucht, mehr oder weniger erfolgreich die Wirklichkeit darzustellen... :-)

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Avatar von LIVE WITHOUT LIMITS with Klaus

Du kannst gern häufiger schreiben.

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Avatar von G. Simon

:-) ja... je nach Thema is es natürlich individuell verschieden, was als der Bereich zwischen zu viel und zu wenig wahrgenommen wird ... :-) :-)

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Avatar von dp
Dec 4, 2023Bearbeitet

Ein wunderbarer Podcast. Mal wieder ein Thema, über das ich sooft nachdenke.

Ein schönes Sprichwort in dem Zusammenhang: "Wähle deine Worte mit Bedacht, denn sie sind wie eine abgefeuerte Kugel - sind sie einmal ausgesprochen, kannst du sie nicht mehr zurücknehmen."

Ich finde es schade, dass gerade die Deutschen oft nicht mehr über die Kunstfertigkeit der Nutzung ihrer Sprache verfügen.

Ich denke, gerade die deutsche Sprache eignet sich in ihrer Präzision perfekt, um Dinge klar auszudrücken. Da im Idealfall dem klaren Wort ein klarer Gedanke vorausgehen sollte, ist es nur logisch, dass die Deutschen die Sprache ihrer Ahnen nicht mehr beherrschen - denn klar denken wird den Deutschen aberzogen.

Auch denke ich, dass der Hauptgrund, warum Deutschland so viele hervorragende Ingenieure hervorgebracht hat, der ist, dass die deutsche Sprache so kompliziert, komplex und gleichzeitig präzise sein kann.

Sprache trainiert das Gehirn.

Die Konsequenzen aus dem Verfall der deutschen Sprache sind also zwingend.

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